Gesundheit
Verdoppelung der Herzinfarkte in den letzten 10 Jahren
Der Herzinfarkt zählt mittlerweile zum "Daily Business" in der Kardiologie. Das ist unter anderem Thema beim 24. Innsbrucker Kardiologie-Kongress.
42 Prozent aller Todesfälle in Österreich sind auf Herz-Kreislauferkrankungen zurückzuführen. Damit sind Schlaganfall und Herzinfarkt die häufigste Todesursache. Die Innsbrucker Kardiologie behandelt jedes Jahr mehr Herzinfarkt-Patienten, die zudem jährlich immer jünger werden. Im Laufe der vergangenen zehn Jahre sei es zu einer Verdoppelung der Herzinfarkte gekommen, jährlich kämen zudem rund zwei Prozent mehr Patienten unter 40 Jahren dazu, sagten Kardiologen bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Der Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie, Axel Bauer, forderte eine "Aufstockung der Logistik".
Der Aufbau von "Nebenstrukturen in weiteren kleineren Zentren" sei hingegen kontraproduktiv. Auch gelte es, die Digitalisierung bei der Herzinfarkt-Risikoüberwachung voranzutreiben, so Bauer. In einer von ihm und seinem Team vor kurzem publizierten Studie sei etwa gezeigt worden, dass ein implantierter Chip frühzeitig schwerwiegende Komplikationen nach einem Herzinfarkt anzeigen könne, führte Bauer aus. "Das ist vor allem für Hochrisikopatienten ein großer Fortschritt."
Das passiert bei einem Herzinfarkt
Von einem Herzinfarkt bzw. einem Myokardinfarkt spricht man, wenn Herzmuskelzellen infolge einer akuten Sauerstoffunterversorgung absterben. Ursache ist fast immer der plötzliche Verschluss einer jener Arterien, die das Herz mit Blut versorgen. Diese werden als Herzkranzgefäße bzw. Koronararterien bezeichnet. Je größer das verschlossene Gefäß, desto größer ist auch das Infarktgebiet und desto massiver können die Beschwerden und medizinischen Folgen sein. Ein Herzinfarkt ist immer ein lebensbedrohliches Ereignis. Schnelles Handeln ist entscheidend.
Risikofaktoren für einen Herzinfarkt
● Rauchen
● Hoher Blutdruck
● Diabetes Mellitus
● Bewegungsmangel
● Erhöhte Cholesterin- / Triglyceridwerte
● Atherosklerose (Ablagerungen in den Blutgefäßen)
● Gefäßerkrankungen
● Herzrhythmusstörungen (insb. Vorhofflimmern)
● Erhöhter Bauchumfang (> 88 cm Frauen und > 102 cm Männer)
● Stress
"So gut wie täglich"
Das Thema Digitalisierung soll auch beim 24. Innsbrucker Kardiologie-Kongress diskutiert werden, der ab heute bis zum 6. März virtuell über die Bühne geht und für rund 700 Teilnehmer live aus dem Innsbrucker Congress übertragen wird. Auch beispielsweise der Zusammenhang von Depression und Herzinfarkt oder der Einfluss von Alkoholkonsum auf Herzschwäche soll laut Christoph Brenner, stellvertretender Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie, aufs Tapet kommen.
Klares Schwerpunktthema des Kongresses ist der Herzinfarkt. Die Zahlen stiegen zuletzt deutlich an. Man habe mittlerweile "so gut wie täglich" mit Herzinfarkten zu tun, betonte Bernhard Metzler, geschäftsführender Oberarzt an der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie. "Im Jahr 2021 haben wir 1.084 Herzinfarktpatienten aus ganz Tirol akut behandelt", nannte er aktuelle Zahlen.
Symptome eines Herzinfarktes
● Plötzliche starke Schmerzen in der Brust: Im vorderen linken Brustbereich oder hinter dem Brustbein
● Beklemmungs- oder Engegefühl: Betroffene umschreiben dieses starke Einschnürungs-Gefühl oft mit "als stünde ein Elefant auf meiner Brust".
● Angstgefühl bis hin zur Todesangst: Die starke Angst wird oft von kaltem Schweiß, einer fahlen Gesichtsfarbe und kalter Haut begleitet.
● Plötzliche schwere Atemnot, Bewusstlosigkeit oder starkes Schwindelgefühl: Diese unspezifischen Symptome können viele Ursachen haben, unter anderem auch einen Herzinfarkt. Öfter treten sie bei Frauen auf.
● Übelkeit und Erbrechen: Auch diese bei vielen Erkrankungen vorkommenden Symptome sind vor allem bei Frauen ein mögliches Anzeichen für einen Herzinfarkt. Das gilt besonders dann, wenn die Betroffenen derartige Beschwerden in diesem Ausmaß zuvor noch nicht erlebt haben.
Achtung: Bei Frauen kann sich ein Herzinfarkt in anderen Symptomen ankündigen!
Während Männer die klassischen Symptome äußern, berichten Patientinnen öfter von einem Druck- oder Engegefühl in der Brust statt von starken Brustschmerzen. Außerdem sind viel öfter unspezifische Beschwerden Anzeichen für einen Herzinfarkt bei der Frau. Dazu zählen etwa Kurzatmigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie Beschwerden im Oberbauch.
Bevölkerung wird immer älter
Dafür verantwortlich sei unter anderem die Zusammensetzung der Tiroler Bevölkerung, die insgesamt immer älter werde, so Metzler. Aber auch andere Faktoren gebe es, vor allem bei den Patienten unter 40, hielt Metzler fest. "Übergewicht, Diabetes und ungesunder Lebensstil sind dabei ausschlaggebend."